Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Unterwiesenthal - 1877
Am 14. Januar 1877 wurde in einer Einwohnerversammlung im Gasthof "Schwarzes Roß" unter der Leitung
von Gerichtsamtmann August Hermann und mit Einverständnis der Anwesenden die Freiwillige Feuerwehr Unterwiesenthal gegründet.
Als Wehrleiter wurde der genannte Versammlungsleiter bestimmt.
Der Wehrleiter und die Stadtverwaltung waren eifrigst bemüht,
Feuerlöschgeräte zu beschaffen und noch in den siebziger Jahren wurde eine vierrädrige Druckspritze ohne Saugleistung beschafft.
Die Wasserversorgung geschah in der Weise, dass Wehrleute eine Kette bildeten und gefüllte Wassereimer zur Spritze brachten,
für alle heute nicht mehr vorstellbar.
Aber die Technik schritt auch hier voran. Schon in den neunziger Jahren konnte die Wehr
durch die tatkräftige Unterstützung eine neue Saug- und Druckspritze erhalten.
Zur Geschichte und Entwicklung
Im Jahre 1902 konnte die Wehr, unter der Führung von Max Gruner, auf eine 25 jährige Tätigkeit zurückblicken. Leider sind aus den vorhandenen Unterlagen keine genauen Zahlen über die arbeitsreiche Vergangenheit zu ermitteln. Nach ungefährer Schätzung war in diesem Zeitraum die Wehr bei 40 Großbränden und bei 18 Teilbränden eingesetzt. Nachdem diese Feierlichkeit würdevoll in zwei Tagen abgewickelt war, nahm die Wehr mit neuem Geist ihren Kampf gegen Leid erneut auf. Die Anforderungen wurden durch Anschaffungen von neuen Feuerlöschgeräten immer größer, es machten sich mehr Übungen erforderlich, um bei den sich öfter wiederholenden Inspektionen den guten Ruf der Wehr zu erhalten. Auch die Einsatzfähigkeit bei Bränden im Ort und außerorts wurde sehr oft in Anspruch genommen, so dass die Wachsamkeit an die Mannschaften hohe Aufgaben stellte.
Die Zeit des 1. Weltkrieg und Gründung einer Feuerwehrkapelle
Der langjährige und verdiente Kommandant Max Gruner legte 1904 sein Amt nieder. Ihm folgte bis 1906 Traugott Faßmann. Derselbe wurde wiederum durch Eduard Peters 1907 abgelöst. Und wieder musste Max Gruner dem einmütigen Wunsch der Kameraden entsprechen und das Kommando erneut übernehmen. Eine ungeahnte, dunkle Zukunft stand seiner Amtszeit bevor. Der erste Weltkrieg mit seinen unvergesslichen Folgen hatte im August 1914 seinen Anfang genommen. Der Sturm des vierjährigen Weltkrieges hatte auch den Mannschaftsbestand bis auf siebzehn Kameraden einen großen Schlag versetzt, so dass während der letzten zwei Kriegsjahre die Einsatzfähigkeit bei den Großbränden im Ort der Hausgrundstücke 84 und 85 sowie den Gasthof Roter Hammer, nicht mehr gewährleistet war. Nur langsam füllten sich die Lücken wieder auf. Der verdiente Kommandant Max Gruner konnte infolge vor-geschrittenen Alters sein Amt 1920 nicht mehr zur Verfügung stellen und als Nachfolger wurde Albin Reinwarth gewählt, welcher bis 1923 dieses Amt begleitete. Dann übernahm 1923 Max Engelstädter das Kommando. Nachdem die Nachkriegszeit etwas verklungen war, konnte der junge Kommandant in seiner dreijährigen Amtszeit die Wehr wieder auf eine recht ansehnliche Höhe bringen.
Mit vollem Eifer wurde eine Feuerwehrkapelle gegründet, die unter der Leitung des Kameraden Emil Kiehl gute Fortschritte machte. Eine Neuuniformierung wurde durchgeführt und mehrere Feuerlöschgeräte beschafft, so dass die Wehr wieder allen Anforderungen gewachsen war. Anlässlich des Bezirksfeuerwehrtages 1925, welcher im Heimatort durchgeführt werden konnte, wurde Kamerad Max Gruner zum Ehrenkommandanten ernannt. 1926 übernahm Kamerad Fritz Engelstädter das Kommando.
50 jähriges Bestehen und die Zeit des 2. Weltkrieg
Am 15. und 16. Januar 1927 beging die Wehr feierlichst ihr 50 jähriges Bestehen. Diese ehrenvollen Tage sind wohl verschiedenen Kameraden
und der älteren Einwohnerschaft noch recht gut in Erinnerung geblieben.
Die Gründer Karl Enderlein, Karl Engelstädter, Ernst Groß, Eduard Mann und Hermann Estel konnten an diesem Jubelfest noch teilnehmen.
Der Verlauf des Jubiläums war, in Worten gesagt, ein großer Erfolg. Wieder waren neue Fortschritte zu verzeichnen, indem nach langen Wünschen
die erste Motorspritze überreicht wurde. Es entstanden dadurch naturgemäß auch wieder größere Aufgaben, die aber mit Freuden gemeistert
werden konnten, da die Einsatzfähigkeit unter Schonung der menschlichen Kraft weit besser gewährleistet war.
Leider musste infolge Wegzuges
aus beruflichen Gründen der amtierende Kommandant Fritz Engelstädter sein Amt niederlegen. Dann übernahm 1928 Kamerad Ernst Hunger das Kommando.
Unter seiner Leitung ist es gelungen, allen Anforderungen gerecht zu werden. Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges waren einige
Großbrände zu verzeichnen. Ferner sind alle Inspektionen zur vollsten Zufriedenheit durchgeführt worden.
1939 brachte der zweite Weltkrieg
wieder einen schweren Rückschlag. Zwei Drittel der besten Kameraden wurden durch ihre Einberufung der Wehr entrissen. Nur mit großer Mühe
konnte mit einigen älteren Kameraden die Aufgabe der Wehr im Feuerlöschwesen aufrecht erhalten werden. Man denke dabei an den
langjährigen Stellvertreter Bruno Illing, welcher unermüdlich und mit treuer Hingabe bereit war, die große Lücke auszufüllen.
Leider sind 7 Kameraden Opfer des Völkerstreites geworden und nicht in ihre Heimat zurückgekehrt. Außerdem sind durch Verwundungen mehrere
Kameraden für den Dienst unbrauchbar geworden. Nur durch das Verständnis und die ideologische Einstellung der Jugend wurde es möglich,
die Wehr wieder als einsatzfähiges Instrument zu entwickeln.
Auch die Feuerlöschgerätebeschaffung hatte 1948 wieder einen neuen Erfolg zu verzeichnen,
denn zu der vorhandenen TS 4 hatte sich noch eine TS 8 gesellt, die bis 1956 im Dienst war.
Der langjährige altbewährte Wehrleiter Ernst Hunger
legte wegen seines Gesundheitszustandes 1950 sein Amt nieder, er wurde sogleich zum Ehrenkommandant ernannt. Sein Nachfolger wurde bis 1951
Heinz Zierold. Die am 6. Oktober 1951 stattgefundene Neuwahl berief nun Kurt Barthel auf den verantwortungsvollen Posten. Unter seiner Leitung
ist es gelungen, allen Anforderungen nach innen und außen gerecht zu werden.
75 jähriges Jubiläum
Am 19. und 20. Januar 1952 beging die Wehr feierlichst ihr 75 jähriges Bestehen. Von diesem Tag an hatte die Wehr ihre letzte Lücke aufgefüllt
und eine untrennbare Kameradschaft war damit besiegelt worden. Mit neuer Kraft erfüllt, wurde der Dienst in die nächstfolgenden Jahre gewährleistet.
Die Schul- und Einsatzübungen stellten die Wehr vor größere Aufgaben, die jedoch in aufopfernder Weise von den Kameraden gemeistert wurden.
1957 beging die Wehr ihr 80 jähriges Jubiläum.
Kamerad Kurt Barthel hat 1961 aus gesundheitlichen Gründen die Wehrleitung abgegeben.
Sein Nachfolger wurde Willi Pöschl. Die Reibereien zwischen Oberwiesenthal und Unterwiesenthal verschwanden immer mehr, schließlich gab es eine
gesamte Wehrleitung mit zwei Kommandostellen. In Unterwiesenthal setzte sich die Leitung mit Kamerad Pöschl (Kommandostellenleiter),
Kamerad Werner Schmiedel und Kamerad Walter Förster zusammen.
Am 22. und 23. Juli 1961 fand im Stadtteil Unterwiesenthal wieder das
traditionelle Parkfest statt. Der Reinerlös dieser Veranstaltung sollte zum Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses verwendet werden,
da die Feuerlöschgeräte nur im primitiven kleinen Spritzenhäuschen untergebracht waren. So konnte nach zweijähriger Bauzeit im Jahre 1963 das neue
Gerätehaus entstehen. Bau und Erdarbeiten wurden von den Kameraden beider Wehren im Nationalen Aufbauwerk vorgenommen.
Die Kommandostelle Unterwiesenthal beteiligte sich mit ca. 500 Stunden am Bau des neuen Gerätehauses und mit ca. 100 Stunden am Abriss des alten
Gerätehauses. Ferner leisteten die Kameraden unzählige NAW Stunden in der Landwirtschaft.
Die Freiwillige Feuerwehr Unterwiesenthal verfügte
derzeit über l TS 800 mit TSA. Die TS 400 wurde eingezogen und im Austausch dafür eine TS 800 in Oberwiesenthal stationiert.
Eine wichtige Aufgabe der Freiwilligen Feuerwehr war unter anderem die Brandsicherheit in der Landwirtschaft. Es wurde angestrebt, dass die landwirtschaftlichen Gebäude mit Kleinlöschgeräten ausgestattet wurden. Eine hundertprozentige Sicherheit konnte auf diesem Gebiet kaum erreicht werden, da alle Gebäude an Platzmangel litten. Kontrollen in Ställen und Farmen konnten wegen Gefahr von Verbreitung von Seuchen nicht durchgeführt werden. Den Verantwortlichen dieser Einrichtungen wurden seitens der Freiwilligen Feuerwehr des öfteren Hinweise gegeben, um auch auf diesem Gebiet die erhöhte Brandsicherheit zu erreichen.
Der Alarmplan der Kommandostelle Unterwiesenthal war in der Ausrückeordnung enthalten. Die Alarmierung selbst wurde bei Bränden und Katastrophen durch eine Sirene ausgelöst. Es wurde allerdings angestrebt, die Sirene einer Zentralauslösung anzuschließen. Außerdem verfügte die Freiwillige Feuerwehr über einige Signalhörner, die gegebenenfalls mit zum Einsatz gelangten.
Neue Technik und Nachwuchsarbeit
1970 erhielt die Freiwillige Feuerwehr einen B 1000. Auch die Uniformierung hatte sich in den kommenden Jahren weitestgehend verbessert. Im Stadtteil Unterwiesenthal wurden jedes Jahr regelmäßig Brandschutzkontrollen durchgeführt (vor Einbringen der Ernte in der Landwirtschaft und vor der Heizperiode in den Wohnstätten und Betrieben). Bei solchen Kontrollen wurden alle Kameradinnen und Kameraden nach Möglichkeit eingesetzt. Hausbrandschutzverantwortliche waren zu 50-60% eingesetzt. Beim Rest der Gebäude übernahm der Hauswirt oder Verwalter diese Funktion. Im Stadtteil Unterwiesenthal wurden die Hausbrandschutzverantwortlichen und weitere Bürger während der Kontrollen durch die Freiwillige Feuerwehr belehrt. Eine gemeinsame Schulung der Hausbrandschutzverantwortlichen fand jedoch nicht statt. In 60-70% aller Gebäude traten noch Mängel auf. Schwerwiegende Mängel waren jedoch wenig vorhanden. Die Auswertung der Kontrollen wurde im Rahmen eines Dienstabends der Freiwilligen Feuerwehr vorgenommen.
Kamerad Rudi Hieke leitete von 1973 - 1977 die Arbeitsgruppe "Junge Brandschutzhelfer".
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Um die Jahrtausendwende
Die Kommandostelle Unterwiesenthal verfügte über zwei Stützpunkte. Zum einen das Gerätehaus l im Garagenneubau der
Wohn- und Baugesellschaft, in dem das Tanklöschfahrzeug W 50 mit Schaumbildneranhänger stationiert war, sowie die
gesamte Einsatzausrüstung für 25 Kameraden, zum anderen das Gerätehaus 2, das sich auf dem Flurstück Nr. 30/3 befand.
In diesem war ein Schulungsraum, der mit festen Brennstoffen beheizt werden musste. Im ungeheizten Technikraum befand
sich die alte Technik in Form einer Handdruckspritze, einer Reservetragkraftspritze, sowie sonstiges Material.
Die bestandene Trennung beider Gerätehäuser erschwerte die Arbeit der Kommandostelle insgesamt, war zeitaufwendig,
bedurfte höherer Betriebskosten und erforderte für das Gerätehaus 2 Instandsetzungsarbeiten. Da die Unterstellung
des Tankers W 50 von der erforderlichen Raumgröße und notwendigen Beheizbarkeit infolge ständiger Wasserfüllung
unerlässlich war, musste das Gerätehaus l im Garagenkomplex der Wohn- und Baugesellschaft verbleiben, da sich keine
andere Variante anbot. So wurde mit der Neuformierung der Wohn- und Baugesellschaft dieser Tatbestand beachtet,
dass nicht nur eine Konzentration der Einsatzteile hergestellt, sondern es wurden auf lange Sicht die räumlichen
Voraussetzungen dieser Kommandostelle garantiert. In der Verbindung mit der Übergabe des neuen Löschfahrzeuges
IVECO an die Stadtteilwehr Oberwiesenthal konnte sodann im Jahre 1994 die Einweihung des neuen Gerätehauses erfolgen.
Am 14. Januar 1997 beging die Freiwillige Feuerwehr Unterwiesenthal ihr 120 jähriges Bestehen.
Als Dank für die langjährige verdienstvolle Arbeit als Kommandostellenleiter beschloss die Wehrleitung 1998 den
Kameraden Wilhelm Pöschl anlässlich seines 65. Geburtstages zum Ehrenkommandanten zu ernennen.
Anlässlich des Maifestes 1999 wurde die Fahne der Wehr durch Herrn Pfarrer Stein aus Oberwiesenthal und Herrn Pfarrer
Börner aus Bärenstein geweiht (Bildmitte). Links im Bild die Patenwehr aus Elterlein und rechts im Bild ist die
Patenwehr aus Bärenstein zu sehen. Ein Fahrzeugkorso durch Oberwiesenthal war der Auftakt für diese Veranstaltung.
Es beteiligten sich 20 Löschfahrzeuge des Landkreises Annaberg und die Bergwacht von Oberwiesenthal. Im Anschluss daran
trafen sich alle Beteiligten zu dieser festlichen Veranstaltung auf dem Platz unterhalb des Gerätehauses.
Im Zuge des Wiederaufbaus des Katastrophenschutzes bekam die Wehr im Jahre 2000 ein neues Fahrzeug vom Landkreis Annaberg
zugeteilt. Es handelte sich dabei um einen MAN, der als Rüstwagen aufgebaut war. Der alte Hilfsrüstwagen LO 2002 wurde
der FFW Scheibenberg übergeben.
Im Mai 2002 beging die Wehr ihr 125 jähriges Bestehen. In diesem Rahmen bekam unsere Wehr den Zuspruch zur Durchführung des 5. Kreisfeuerwehrtages, an dem sich die Feuerwehren des gesamten Landkreises beteiligten. Nach vielen Ehrungen und Auszeichnungen zum nichtöffentlichen Teil im Festzelt, fand im Anschluss zusammen mit den Schützenvereinen des Kreises ein großer Festumzug statt. Es nahmen insgesamt 10 Schützenvereine und 35 Wehren mit 40 alten und neuen Fahrzeugen teil.